Meditation

Wuji – Die Leere

Wesentliches Element der daoistischen Meditation ist die Stille (jing 静). Die äußere Stille dient dabei der inneren Stille oft als Hilfestellung. Hinweise zur Übungspraxis gehen weit in die Geschichte zurück, so spricht zum Beispiel der Philosoph Zhuangzi (auch Chuang-tzu, 4. Jh. v. Chr.) vom „Sitzen in Vergessenheit“ (zuowang 座忘1).

Hierzu passt eine Geschichte von Zhuangzi, die vom Gelben Kaiser und seiner Zauberperle erzählt. Der Gelbe Kaiser war auf einem hohen Berg unterwegs und verlor seine Zauberperle. Zuerst schickte er Erkenntnis aus, um die Perle zu suchen, doch Erkenntnis konnte sie nicht finden. Dann schickte er Scharfblick aus, doch er bekam sie wieder nicht zurück. Danach schickte er Denken aus, doch auch Denken konnte die Perle nicht finden. Schließlich schickte er Selbstvergessenheit aus, und Selbstvergessenheit fand sie. Da meinte der Gelbe Kaiser: „Seltsam fürwahr, dass ausgerechnet Selbstvergessenheit fähig war, die Perle zu finden.“

In der Meditation kommt der Geist zur Ruhe, so wie sich aufgewühltes Wasser in einem See nach und nach wieder beruhigt. Die Meditationsübung erfolgt von außen nach innen und spielt bei der Kultivierung der drei Schätze Körper (jing 精), Energie (qi 氣) und Geist (shen 神) eine zentrale Rolle. Hierbei ist eine regelmäßige Übungspraxis insbesondere zur Kultivierung des Shen-Aspekts hilfreich.

Hat man die Bewegungen der Tai Chi-Form erlernt und verinnerlicht, bekommt die Formpraxis einen starken meditativen Charakter, es ist innere Stille im Bewegungsfluss. Die Meditation im Stehen oder Sitzen vervollkommnet die Übungspraxis. Ziel ist es die Bewegungen am Ende absichtslos auszuführen, d.h. es entsteht eine natürliche Spontanität (ziran 自然).

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  1. Das Zeichen zuo bedeutet „sitzen“. Interessant ist der Aufbau des Zeichens wang , das als Ganzes die Bedeutung „vergessen“ hat: Es besteht im oberen Teil aus 亡 für „sterben“ und im unteren Teil aus 心 für „Herz“. Im Kontext der Meditation steht „Herz“ für den emotionalen Geist. Gemeint ist das „Gedankenkarussell“, das einen z. B. abends nicht einschlafen lässt. Dieses Gedankenkarussell soll zum Stillstand gebracht werden, so dass sich ein ruhiger und klarer Geist einstellt. ↩︎