Tai Chi

Wudang-Berge, legendärer Entstehungsort des Tai Chi

Tai Chi ist die verkürzte Bezeichnung für Tai Chi Chuan (Pinyin-Umschrift: Taijiquan 太極拳 bzw. 太极拳), eine mehrere hundert Jahre alte Bewegungskunst aus China. Der Legende nach geht es auf Zhang Sanfeng zurück: Ein daoistischer Mönch, der durch die Beobachtung eines Kampfes zwischen Kranich und Schlange so fasziniert von den Bewegungsprinzipien der Tiere war, dass er basierend darauf die grundlegenden Bewegungen schuf.

Im Tai Chi bewegt man den Körper langsam, fließend und entspannt durch den Raum. Es kann ohne Voraussetzungen oder Vorkenntnisse von Jung und Alt gleichermaßen erlernt werden.

Es ist vom Charakter her auf eine mittel- bis langfristige Praxis ausgelegt. Je länger und regelmäßiger man es praktiziert, desto mehr zeigen sich die positiven Wirkungen. So kann man es bis ins hohe Alter praktizieren und viel Freude daran haben, ohne dass es eintönig wird.

Eine regelmäßige Praxis geht in die Tiefe statt nur an der Oberfläche zu verharren und unterscheidet sich damit von den meisten Sportarten oder anderen Bewegungssystemen. Tai Chi wirkt positiv auf alle Ebenen (körperliche, energetische, emotionale, mentale bis hin zur spirituellen Ebene) und macht Körper und Geist als Einheit erfahrbar. Es ist ein Ruhepol und eine Energiequelle im Trubel unseres Alltags und verschafft uns den nötigen Raum bei uns selbst zu sein. Gleichzeitig macht es den Körper geschmeidig, verbessert und verfeinert das Körpergefühl und sorgt für mehr Vitalität und Wohlbefinden.

Traditionell ruht Tai Chi auf drei Säulen, die im Folgenden kurz erklärt werden:

Traditionelle chinesische Medizin (Gesundheitsaspekt)

Die erste Säule beschreibt die Motivation der meisten Tai Chi-Anhänger: Der Gesundheitsaspekt.
Die Bewegungen sind so konzipiert, dass sie den Energiefluss im Körper anregen und bestehende Blockaden z. B. in Nacken und Schultern auflösen. Damit werden alle Körperbereiche mit Energie versorgt, das energetische Gleichgewicht wird wieder hergestellt und verspannte Muskeln können losgelassen werden. Alle Körperteile werden von den Füßen bis zum Kopf miteinander verbunden, der Körper bewegt sich als Einheit. Die Bewegungen sind sehr sanft und natürlich, so dass sie selbst Menschen mit körperlichen Beschwerden praktizieren können. Was in China schon lange Tradition hat, erhält auch in Deutschland zunehmend Einzug: Die Menschen werden ihrer Verantwortung für ihre Gesundheit bewusst und Ärzte empfehlen ihren Patienten je nach Beschwerden eine regelmäßige Tai Chi-Praxis.

Daoistische Meditation

Die zweite Säule steht für die (daoistische) Meditation. Tai Chi besitzt durch die langsamen und konzentrierten Bewegungen einen starken meditativen Charakter. Die Aufmerksamkeit richtet sich nach innen, Körper und Geist kommen zusammen und zur Ruhe. Bewegung ist die Grundlage für Stille, und Stille ist die Grundlage für Bewegung. Tai Chi bewegt sich in diesem Wechselspiel von Yin und Yang und wirkt damit außerordentlich ausgleichend. Wie bei anderen daoistischen Künsten spielt die Kultivierung der inneren Stille eine zentrale Rolle.

Neben dem Formablauf (Meditation in Bewegung) ergänzen die Meditation im Sitzen bzw. Stehen und die daoistische Selbstmassage diesen Aspekt.

Kampfkunst

Die dritte Säule bezieht sich auf den ursprünglichen Charakter von Tai Chi als Kampfkunst. Im alten China waren Tai Chi-Meister bekannt für ihre kämpferischen Fähigkeiten, auch heute genießen Meister in Kampfkunstkreisen noch großen Respekt, insbesondere in Asien. Spielte der kämpferische Aspekt in früheren Zeiten eine dominierende Rolle, ist er in moderner Zeit eher in den Hintergrund getreten.

Doch auch in der heutigen Zeit hat die Praxis von Partnerübungen und Waffenformen ihren Sinn, denn nur durch die Partnerübungen wie z. B. dem „Pushing Hands“ erfährt man die eigentliche Bedeutung der Tai Chi-Prinzipien. Auch Waffenformen wie Schwert und Säbel erweitern den Horizont erheblich. Es geht jedoch nicht um Siegen oder Verlieren, sondern um ein besseres Verständnis der Techniken und den Einsatz der Energie.

Die Stile

Im Tai Chi unterscheidet man verschiedene Stile, die nach dem Familiennamen ihres Gründers benannt sind. Die bekanntesten Stile sind Yang-Stil (楊式), Chen-Stil (陳式), Wu/Hao-Stil (武郝式), Wu-Stil (吳式) und Sun-Stil (孫式). Innerhalb der einzelnen Stile haben sich im Laufe der Zeit zahlreiche Untergruppen gebildet, so dass es gar nicht so einfach ist, den Überblick zu behalten.

In den Kursen der Schule wird der Yang-Stil unterrichtet. Die Bezeichnung „Yang“-Stil hat übrigens nichts mit dem „Yang“ im Zusammenhang mit Yin/Yang zu tun. Im Chinesischen sind die Schriftzeichen zwar ähnlich, aber trotzdem unterschiedlich.

Mehr Informationen finden Sie z. B. bei Wikipedia:
Tai Chi allgemein
Yang-Stil

Eine Übersicht der aktuellen Kurse finden Sie hier.